Jahresrückblick 2022 - Das Weinjahr 2022

Jahresrückblick 2022 - Das Weinjahr 2022

Wenig Wasser & später Frost zu Jahresbeginn 

Es war ein turbulentes Jahr und in vielerlei Hinsicht 2021 recht ähnlich – doch hatten wir dieses Jahr nicht mit zu viel, sondern zu wenig Wasser zu kämpfen. Schon die Wintermonate November 2021 bis Ende Februar 2022 brachten uns mit 212 mm Niederschlag nicht ganz die erhofften Mengen, um mit ausreichend Winterfeuchte in die Saison zu starten. Im April war uns Petrus jedoch wohlgesinnt: Die landesweiten Niederschläge um die 100 mm sorgten für Entspannung, sodass alle Kulturen ausreichend Wasser in der Hauptwachstumsphase zur Verfügung hatten. 

Doch einen kleinen Schritt zurück: Ende März sanken die Temperaturen wie schon 2021 in den Frostbereich und ebenso wie bereits 2021 hatten wir am 5. April, kurz nach dem Austrieb, Niederschlag und eine frostige Nacht, der Michaelsberg war am Morgen des 6. April sogar schneebedeckt! Die Nerven lagen also bereits Anfang des Jahres blank! Doch Glück im Unglück – ein Frost-Schaden war nur ganz vereinzelt beim Lemberger zu verzeichnen. Die große Mehrheit der Weinberge ging mit einem sehr guten Gescheinansatz (Vorstadium der Traube) ins Sommer-Rennen.

Explosionsartiges Wachstum 

Der April machte aus dem Rennen erst einmal eine sehr schleppende Angelegenheit, die nasskalte Witterung bremste den Vegetationsfortschritt. Doch im Mai führten dann vor allem die sehr warmen Nächte meist im deutlich zweistelligen Bereich und eine ausreichende Feuchte zu einem explosionsartigen Rebenwachstum, sodass die Blüte schon Ende Mai einsetzte (häufig sind wir erst gegen Mitte Juni in diesem Stadium). Die letzte Maiwoche forderte dann allerdings unsere Nerven noch einmal heraus; die Schafskälte machte ihrem Namen alle Ehre und ließ Ende Mai die Temperaturen deutlich abstürzen und am 30. Mai fast den Gefrierpunkt erreichen. Doch dieser kurze Schockmoment wurde gut weggesteckt, denn bereits in der ersten Juniwoche brachte eine warme Witterung alles wieder ins Lot.

Der ausbleibende Niederschlag wurde zur Herausforderung 

Die überwiegend sehr trockene Witterung in der Wachstumsphase hat uns unglaublich geholfen, was die Rebengesundheit anging. Der Peronospora-Pilz, falscher Mehltau oder auch Blattfallkrankheit genannt, war wie ausgestorben. Nur ganz vereinzelt hatten wir mit einem minimalen Oidium-Befall (auch echter Mehltau und ebenfalls eine Pilzkrankheit) zu tun. Die Vegetation verlief rasant und die Trauben entwickelten sich wie im Bilderbuch. Doch leider ist nicht immer alles Gold, was glänzt – so auch im Weinbau. Die sehr trockene Witterung hatte demnach auch eine Kehrseite, sodass bereits Anfang Juni mit der Bewässerung auf extrem trockenen Standorten und vor allem Junganlagen gestartet werden musste. Ausbleibende Niederschläge bis Mitte September erforderten viele extra Stunden an Arbeit und stählerne Nerven. 

Die beiden extremen Hitzetage mit jeweils über 35 °C Ende Juli und Anfang August hätten uns ganz schön in die Bredouille bringen können, denn gerade Trollinger und Riesling sind sehr anfällig für Sonnenbrand (ja, auch Trauben können Sonnenbrand bekommen :)). Doch zum Glück verstehen unsere Winzer ihr Handwerk aus dem Effeff und gestalten die Laubwand mittlerweile so perfekt, dass die Trauben zwar einseitig entblättert, doch von der sonnenzugewandten Seite ausreichend mit Schatten versorgt sind. Der restliche August belohnte uns glücklicherweise mit Temperaturen unter 33 °C, wodurch massive Trockenschäden und Blattvergilbungen verhindert wurden.

Späte Sorten profitierten 

Von der trockenen Witterung und der frühen Reife profitierten die Spätsorten, vor allem der Lemberger und Trollinger am meisten. Gerade die optische Reife war vor allem beim Lemberger extrem früh erreicht, was ein dichtes Zeitfenster bei der Lese von Früh- und Spätsorten vermuten ließ. Es war Ende August zu befürchten, dass wir wieder mit sehr schnell ansteigenden und sehr hohen Mostgewichten (daraus würden sehr hohe Alkoholgehalte resultieren) zu rechnen haben. Doch die deutlich kühlere Witterung und endlich einsetzenden Niederschläge ab dem 15. September hat uns hier in die Karten gespielt und diese Entwicklung verlangsamt. Vor allem die Aromareife gewann extrem durch die kühle Witterung, auch aufgrund der deutlich kühleren Nächte. Glücklicherweise konnte sich die Kirschessigfliege durch die dezimierte Population vom trockenen Sommerwetter auch nicht mehr zu einem Problem entwickeln.