Das Weinjahr im Verlauf - ein Jahr mit unseren Winzern
Monat Januar
Im Winter ist im Weinberg nichts zu tun? Und ob – es steht der Rebschnitt an! Eine Aufgabe, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und dem Winzer einiges an Erfahrung und Wissen abverlangt.
Im Grunde ist der Rebschnitt die erste qualitätssteigernde Maßnahme, die im Weinberg unternommen wird. Sie beeinflusst die spätere Entwicklung der Triebe, der Laubwand und natürlich der Trauben. Um gesunde und voll ausgereifte Beeren zu erhalten, ist eine gute Belüftung und Belichtung am Stock entscheidend. Wenn also die Triebe wild wuchern, ist das nicht gegeben und die Rebe wird anfällig für Krankheiten, was ganz klar die Qualität mindert. Unsere Winzer schneiden, je nach Erziehungssystem, auf zwei oder eine Rute zurück. Das bedeutet, alle Triebe aus dem Vorjahr werden entfernt, bis auf eine oder zwei Zielruten, aus denen die Triebe wachsen, die im neuen Jahr die Trauben tragen. Die abgeschnittenen Triebe werden in den Rebzeilen belassen und zerhäckselt. Ein wunderbarer, natürlicher Dünger für den Boden.
Übrigens: Zum Schneiden eines Hektars Weinberg braucht ein Winzer, je nach Pflanzdichte, etwa 70 bis 100 Arbeitsstunden!
Monat Februar
Nachdem der Rebschnitt beendet ist und alle abgeschnitten Ruten aus dem Drahtrahmen herausgezogen wurden, steht die nächste Arbeit im Weinberg an. Es geht um das Biegen der Fruchtruten. Um den Grund des Biegens zu verstehen, muss man wissen, dass die Rebe ein Lianen-Gewächs ist. Das heißt, ihr Bestreben ist es, immer weiter in die Höhe zu wachsen. Das Ergebnis dieses Verhalten kann man gut bei wild wachsenden Reben beobachten. Hier sind es nämlich die obersten Augen (Knospen), die am besten austreiben. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass diese obersten Triebe gut mit Nährstoffen versorgt werden, der Rest eher weniger bis gar nicht mehr. Um ein allmähliches Verkahlen des unteren Bereichs des Rebstocks zu verhindern und vor allem alle Triebe und damit auch Trauben ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen, werden die Ruten gebogen. Dieses Biegen der Fruchtruten (etwa um 90 Grad) bewirkt einen „Saftstau“ im vorderen Bereich des Triebs, womit die basalen Augen (Knospen am Triebanfang) gefördert werden und daraus ein gleichmäßiger Austrieb resultiert.
Das Biegen bedarf nicht so viel Fachverstand, wie der Rebschnitt, und auch nicht so viel Kraft wie das Herausziehen der abgeschnittenen Ruten. Doch ist es eine ziemlich zeitaufwendige Arbeit, die viel Erfahrung und vor allem Geschick und Feingefühl erfordert. Ungefähr 40 Stunden braucht man für einen Hektar Weinberg, dabei werden mehrere Tausend Triebe gebogen. Die größte Gefahr dabei ist das Abbrechen der Ruten beim Biegen. Passiert das, ist dieses Missgeschick für ein Jahr nicht wiedergutzumachen. Da meistens keine Ersatzrute zur Verfügung steht, werden an dieser Rebe in dem Jahr keine Trauben hängen – eine Flasche Wein weniger. So ist es ausschlaggebend, den richtigen Zeitpunkt für das Biegen zu wählen. Es sollte möglichst feucht und mild sein, sodass das Holz weder trocken noch hart oder gar gefroren ist. Das würde schnell zum Splittern und Brechen führen. Dennoch muss das Binden (so wird das Biegen auch bezeichnet, da die Rute am Draht festgebunden wird) vor dem Austrieb erfolgen, da ansonsten die Knospen verletzt werden könnten. Die Hauptmonate sind daher meist Februar und März – je nach Witterung natürlich.
Übrigens: Durch ein sauberes Biegen und der damit einhergehenden gleichmäßigen Verteilung der Nährstoffe werden auch die kommende Laubwand und weitere Stockarbeiten verbessert bzw. erleichtert. So kommt es anschließend deutlich weniger zu Laub-Verdichtungen (Gefahr von Pilzkrankheiten) und die Trauben reifen einheitlich aus. Es steht also viel auf dem Spiel!
Monat März
Das Jahr ist schon wieder zu einem Viertel vorbei – unglaublich, wie die Zeit rennt! So haben unsere Winzer den Rebschnitt und zum Großteil auch bereits das Biegen abgeschlossen. Jetzt ist wieder einmal das Kellerteam gefragt, aber nicht nur sie – auch unsere Verkaufstalente müssen ran. Denn im März steht zum einen die Cuvéetierung und Abfüllung des neuen Jahrgangs an, aber auch die Vertretung des Weinguts auf Messen und Weinproben.
Im Keller werden die ersten Weine für die Flaschenfüllung vorbereitet. Das bedeutet, die separat, je nach Parzelle, eingelagerten Weine werden mehrfach verkostet, um die beste Konstellation zur Cuvéetierung herauszufinden. Die Abstimmung der diversen Grundweine erfordert viel Fingerspitzengefühl und vor allem einen gut geschulten Gaumen. Zusätzlich muss unser Kellerteam sich natürlich auch um die Reifung unserer Spitzenweine kümmern. Diese benötigen mehr Zeit und Ruhe als das Basis-Sortiment. Die entsprechenden Fässer und Tanks werden regelmäßig kontrolliert, um zu prüfen, ob sich die Gewächse so entwickeln, wie wir uns das vorstellen und für Sie wünschen.
Neben all den Kompetenzen und Aufgaben im Weinberg und Keller muss ein Winzer aber zusätzlich noch eines sein – ein Verkaufstalent. Galt ein Großteil der Energie und Zeit bisher den Rebstöcken und dem Wein im Keller, muss nun an Geschäftsbeziehungen gearbeitet werden. So ist vor allem das Frühjahr die Zeit der Messen und Weinproben. Denn was bringt guter Wein, wenn er nicht ins Glas kommt? Gerade im März sind wir auf vielen Veranstaltungen vertreten, um unseren Wein zu präsentieren, interessante Gespräche zu führen und Kunden zu beraten. Ein anstrengender Job, aber zugleich eine wunderbare Abwechslung und vor allem eine tolle Gelegenheit, sich mit Ihnen, unseren Kunden, auszutauschen.
Dieser spannende Monat zeigt, wie unglaublich vielfältig die Weinbranche und vor allem die Arbeit eines Winzers ist. Von der Pflege der Reben im Weinberg, über den Ausbau und die Füllung der Weine im Keller, bis hin zur Beratung und dem Verkauf der fertigen Gewächse – alles liegt in einer Hand und das ist einmalig.
Monat April
Der April steht ganz im Zeichen der Weinbergsarbeit. Bondenbearbeitung und -pflege ist jetzt ein großes Arbeitsfeld, genauso wie die Anlage neuer Weinberge. Die Rebe beginnt meist etwa Mitte April mit dem Austrieb, dann zeigen sich die leicht rosa, weiß und grün-gelblich gefärbten Knospen, aus denen schließlich die neuen Triebe entstehen. Damit ist die Rebe im Gegensatz zu anderen Pflanzen recht spät an der Reihe. Die Blüte findet erst im Juni statt und legt damit den Zeitpunkt fest, an dem die Trauben gebildet werden. Somit ist die Wachstums- und Entwicklungsphase recht kurz – man rechnet ab Blüte + 100 Tage, dann beginnt die Lese. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der Rebe im Schnitt gerade einmal dreieinhalb bis vier Monate bleiben, um die Trauben zur Vollreife zu bringen. Und bis dahin muss noch viel passieren – in der Rebe selbst und vom Winzer im Weinberg!
Doch zurück zu den Aufgaben im April: Unsere Winzer waren auch in diesem Monat beinahe rund um die Uhr für ihre Weinberge im Einsatz und haben sich dabei vor allem um den Weinbergsboden gekümmert. Mit der Bearbeitung des Bodens, der Einsaat von Begrünungspflanzen und der eventuellen Ausbringung verschiedener Düngemittel, wie zum Beispiel organischem Kompost, schaffen sie für die Rebe und die entstehenden Trauben gute Wachstumsbedingungen. Gerade der Kompost trägt als humusreiches Produkt aus organischen Abfällen enorm zu allerlei guten Eigenschaften bei: So wird der Boden auf natürlich Weise mit Nährstoffen angereichert, der Humusanteil wird deutlich erhöht, die Wasserverdunstung wird durch die Bodenbedeckung reduziert und somit das Wasserhaltevermögen des Bodens gesteigert. Beinahe ein Wunderstoff! Was die Bearbeitung des Bodens angeht, so werden die Bodenschichten gelockert, um Verdichtungen und damit verbundene Erosionen zu verhindert. Gerade bei der Neuanpflanzung eines Weinbergs achten unsere Winzer ganz besonders darauf, den Boden wieder in einen optimalen Zustand zu bringen. Das Rigolen ist dabei eine wichtige Maßnahme, bei der der Boden tief gelockert wird, ohne jedoch den Humus in weit unten liegende Erdschichten zu befördern. Viel Arbeit, aber es lohnt sich!
Das Einsäen von diversen Begrünungspflanzen und Blühwiesen zwischen den Rebzeilen dient neben der Förderung der Insektenvielfalt, der Anregung des Bodenlebens und dem Schutz vor Erosion, vor allem auch der Nährstoffzufuhr der Rebe – gerade zum Austrieb benötigt sie vor allem Stickstoff und Phosphor. Da ökologischer Weinbau längst nicht mehr nur ein Stichwort für alle Biowinzer, sondern im Denken jedes einzelnen unserer Mitglieds-Winzer angekommen ist, wird ein Großteil der Nährstoffe durch eine sorgsame und natürliche Bodenbearbeitung zugeführt. Die vor einigen Jahren noch als Unkräuter beschimpften Pflanzen, lockern den Boden durch ihre Wurzeln auf natürliche Weise. Wenn die Begrünung zu hochgewachsen ist, wird sie entweder umgewälzt oder gemulcht. Auch dann profitiert der Boden von ihr, denn durch das Untergrubbern und Einarbeiten der Pflanzen, kommt der Boden an den natürlichen Dünger, den die Begrünung dann als organische Masse darstellt.
Damit lassen wir den Frühling kommen und freuen uns schon sehr auf den Mai, in dem es erst so richtig spannend wird!
Monat Mai
Fast explosionsartig entwickeln sich die feinen Triebe der Reben im Mai. Bei entsprechend warmer Witterung kann sich innerhalb von ein paar Tagen einiges tun. So kann man quasi täglich beobachten, was für große Sprünge die Rebe macht. Zu Beginn sind die Knospen noch ganz fest, im Laufe der Zeit werden sie allerdings wollig und schwellen beträchtlich an. Auch die Farbe ändert sich – von weiß über rosa und gelblich, bis hin zu den ersten grünen Trieben. Im Mai werden auch die ersten Gescheine sichtbar, diese werden im Juni blühen und sich dann zu Trauben weiterentwickeln.
Doch bis dahin ist noch einiges zu tun, denn nach dem Rebschnitt und dem Biegen der einjährigen Rute stehen nun die nächsten qualitätsfördernden Maßnahmen an. Eine dieser Maßnahmen ist das sogenannte „Ausbrechen“, bei dem nach dem Austrieb einige Sprossen am Trieb entfernt werden. Das geht ganz einfach per Hand, da die jungen, kurzen Triebe sehr empfindlich sind. Durch das Herausbrechen einiger Triebe an der tragenden Rute wird wieder einmal die Ertragsmenge reguliert und reduziert – denn wo kein Trieb, da auch keine Trauben! Die am Stock verbleibenden Triebe können so eine luftigere Laubwand gestalten, was Pilzbefall vorbeugt. Für die entstehenden Trauben bedeutet das Ausbrechen, mehr Nährstoffe, eine ausgeglichene Verteilung dieser und eine höhere Belichtung.
Mit dem Austrieb startet auch die Saison des Pflanzenschutzes. Jetzt werden bis einige Wochen vor der Lese im Zeitraum von ein bis zwei Wochen alle notwendigen Maßnahmen zum Erhalt der Rebengesundheit betrieben. Es gilt, die Rebe zu stärken und ihre eigenen Abwehrmechanismen zu unterstützen, sodass ein möglicher Befall durch Pilze oder Schädlinge vorgebeugt wird.
Nachdem die Triebe und Gescheine bereits recht weit entwickelt sind, nähert sich eine Gefahrenquelle für den Weinbau: die Eisheiligen. Mitte Mai bringen sie nochmals Nachtfröste mit sich. Wenn diese sich in den Morgenstunden mit dem Frühnebel verbünden, kann es für die jungen Triebe schwerwiegende Folgen haben. Schon bei knapp unter 0 °C kommt es zu Schäden. Die kleinen, zarten Blätter rollen sich ein und verfärben sich rötlich braun. Auch die Gescheine, aus denen später die Trauben gebildet werden, sind von den Auswirkungen des Frostes betroffen. Natürlich sind manche Lagen, besonders Senken oder am unteren Hang befindliche Weinberge eher betroffen als solche, in denen der Wind die kalte Luft verwirbelt. Auch einige Rebsorten sind anfälliger als andere. Dennoch ist es immer wieder eine Zitterpartie für die Winzer.
Während am Rebstock schon einiges zu tun ist und sich auch vieles tut, bleibt der restliche Weinberg nicht stehen. Es werden Blühmischungen zwischen die Zeilen eingesät, die der Artenvielfalt guttun sowie, bei schwerem Regen, vor Erosion schützen. Dabei muss allerdings der Bereich direkt unter der Rebe immer wieder von Gräsern befreit werden. Diese Arbeit im „Unterstockbereich“ kann mit Herbiziden erfolgen, oder aber wie beispielsweise bei vielen unserer C&G Winzer rein mechanisch, mittels einem speziellen Unterstock-Mulchgerät. Damit werden die Tier- und Pflanzenwelt vor giftigen Einflüssen geschützt.
So ist der Mai wieder einmal ein arbeitsintensiver Monat, dem bis zur Lese im Herbst noch einige folgen werden.
Monat Juni
Nachdem im Mai jegliche Energie der Rebe in den Austrieb und die Bildung von Gescheinen gesteckt wurde, ist im Juni endlich die Zeit der Blüte an der Reihe. Im Vergleich zu den meist recht auffälligen Blüten anderer Obstsorten, wie etwa Kirsche oder Äpfel, ist die Blüte der Rebe eher schlicht. Ihre Farben halten sich in dezentem Grün, zartem Gelb und feinem Weiß – aus einem einfachen Grund: Die Rebe muss nicht auf sich aufmerksam machen! Sie ist eine zwittrige Pflanze, befruchtet sich somit selbst und ist daher nicht auf Bienen oder andere Insekten angewiesen. Auch wenn die Blüte nicht aufsehenerregend ist, ist sie dennoch eine wasserzehrende Angelegenheit. Da auch die Begrünung der Rebzeilen im Weinberg etwa zur gleichen Zeit blüht, werden häufig nur jede zweite Zeile eingesät oder kurzerhand umgewalzt, damit es weniger Konkurrenz gibt. Meist findet die Blüte etwa Anfang oder Mitte des Monats statt, ist jedoch stark wetterabhängig. Während der Blüte sind die Nerven der Winzer extrem gespannt; bei kühlen Temperaturen oder auch hohen Niederschläge blüht die Rebe nicht richtig durch, wodurch der spätere Ertrag gefährdet ist.
Zu Beginn der Blüte fallen die Blütenkäppchen – kleine, runde Kapseln – von den Blüten ab und legen die Fruchtknoten frei. Diese werden dann von der Rebe selbst befruchtet. Geschieht das nur teilweise oder bleiben die Kapseln unnötig lange an den sich bildenden Trauben kleben, kann das zu Krankheiten führen, die die Winzer bis in den Herbst hinein beschäftigen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Verrieselung, was man beispielsweise auch an Johannisbeeren beobachten kann. Damit ist die unvollständige Ausbildung der Fruchtansätze gemeint. Findet nur eine leichte Verrieselung statt, sind unsere Winzer darüber allerdings nicht traurig. So entstehen lockerbeerige Trauben, die durch schnelles Abtrocknen und minimale Quetschgefahr bis in den Herbst hinein gesund bleiben.
Das „Trauben melken“ ist zudem eine Maßnahme, die die Menge der Beeren reduziert und damit bedeutend zur Qualitätssteigerung beiträgt. Im Zeitraum der Blüte bis zum Beginn der Fruchtentwicklung werden die unteren Beeren der Traube abgestreift, also gemolken. Damit wird der Ertrag zwar deutlich minimiert, doch auch diese Arbeit trägt dazu bei, dass die Beeren nach Niederschlag schneller abtrocknen und somit weniger von Fäulnis befallen werden. Das Ergebnis: Unsere Winzer können die Trauben viel länger am Stock belassen, bis sie geerntet werden. So erreichen die Beeren einen deutlich höheren Extraktgehalt und eine bessere physiologische Reife – und das schmeckt man!
Ist die Blüte abgeschlossen, ist wieder viel Handarbeit vom Winzer gefragt. Da die Triebe der Rebe nun sehr schnell wachsen, müssen sie in den bestehenden Drahtrahmen eingeflochten werden. Diese Aufgaben nennt man Heften. Dabei werden die Triebe zwischen den Draht der Anlage gesteckt, sodass sie einen festen Halt haben und vor dem Abbrechen durch Wind geschützt sind. Da die Rebe jedoch ein Lianengewächs ist und dadurch den Drang hat, immer weiterzuwachsen, wird sie nach dem Heften mittels des Laubschneiders – oder in steilen Lagen mit der Heckenschere – gestutzt. Über den ganzen Sommer hinweg ist das Laubwandmanagement eine extrem wichtige Aufgabe. Sie bestimmt die Belichtung und das Abtrocknen der Trauben und damit die Qualität der Beeren.
Wenn sich das Blattwerk verdichtet, können sich sehr schnell Schimmel-, Pilz- oder Schädlingsbefall einstellen. Auch erhalten die heranwachsenden Trauben bei einer zu dichten Laubwand nicht ausreichend Sonne und die Fotosynthese kann nur mangelhaft erfolgen. Aus diesem Grund werden die Triebe nicht nur geheftet, die Winzer haben noch eine Aufgabe: das Entblättern.
Gerade auf Höhe der Traubenzone werden einzelne Blätter entfernt, sodass die Trauben gut durchlüftet und mit ausreichend Sonneneinstrahlung versorgt sind. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Blätter entfernt werden. Dann können die Beeren – wie wir Menschen – einen Sonnenbrand bekommen, was sich negativ auf die Qualität des Weins auswirkt.
Je nach Blütezeitpunkt und Wetter tragen die Rebstöcke Ende Juni bereits kleine, grüne Beeren, mit denen es dann im Juli weitergeht.
Monat Juli
Strenge Kontrollen & das Teilen der Trauben
Auch im Sommer brauchen die Weinberge und Rebstöcke viel Aufmerksamkeit und ein geschultes Auge sowie fleißige Hände. Im Juli stehen nämlich einige wichtige Aufgaben an: Zum einen muss die Laubwand, die nun schnell wächst, im Zaum gehalten werden. Dazu kommen spezielle Arbeitsschritte, die noch weiter die Qualität erhöhen, wie etwa das Trauben teilen. Auch muss die Rebengesundheit penibel überwacht werden und unsere C&G internen Kontrollen (bei uns Bonitur genannt) im Weinberg stehen an. Also, wie immer viel zu tun!
Bereits im Juni haben unsere Winzer sich mit der immer größer werdenden Laubwand auseinandergesetzt. Sie muss weiterhin eingekürzt, ausgedünnt und die Triebe müssen geheftet (Einfädeln der Triebe in die Drahtkonstruktion) werden. Die Entblätterung und das Einschränken der Laubwand haben vielerlei Gründe. So schütz eine luftige Laubwand vor Feuchtigkeit und damit vor Pilzbefall, auch wird die Widerstandsfähigkeit der Beeren gegen Sonnenbrand erhöht und die Fotosynthese gefördert.
Da die Rebe ein Lianengewächs ist und damit immer weiter in die Höhe treibt, ist es ebenso notwendig, sie nach obenhin einzukürzen. Das sogenannte „Gipfeln“ bezeichnet dabei das Kappen der Triebspitzen, die über den Drahtrahmen hinauswachsen. Das dient vor allem dazu, dass die Rebe ihre Energie nicht nur in das immer fortwährende Wachstum steckt, sondern vor allem in die Beeren. Natürlich begünstigt das Gipfeln auch die Stabilität und Gesundheit des Rebstocks. In Steillagen sind unsere Winzer bei dieser Arbeit ordentlich am Schwitzen, denn sie muss mit einer Laubschere von Hand durchgeführt werden. Bei flacheren Weinbergen kann das ein spezieller Laubschneider am Traktor übernehmen.
Der Bewuchs zwischen den Rebzeilen ist im Juli nicht von erheblicher Bedeutung. Bei den gut gepflegten Weinbergen unserer Winzer hält sich das Ökosystem in diesem Zeitraum sehr gut selbst in Balance und benötigt wenig menschliches Zutun. Sollte jedoch die Wasserkonkurrenz zu groß werden, wird die Begrünung gemulcht oder umgewalzt.
Eine Arbeit, bei der jedem Winzer ein kleines Bisschen das Herz blutet, ist das Trauben teilen. Doch wissen unsere Winzer natürlich um die hervorragenden Auswirkungen auf die Qualität, und so machen sie sich ran: Beim Trauben teilen wird der untere Teil der Traube abgeschnitten. Dieser fällt zu Boden, wo er mit der Zeit in die Humusmasse übergeht – er wird nicht weiter gebraucht. Hintergrund dieser Arbeit ist die Steigerung der Lockerbeerigkeit der Traube. Wenn die einzelnen Beeren locker nebeneinander liegen können, werden sie nicht abgequetscht, es kommt zu keinem Saftaustritt, Insektenfraß und Schimmelbefall werden vorgebeugt. Die Traubengesundheit wird mit einer weiteren Maßnahme gesichert und die Qualität erhöht, da die hochwertigen Inhaltsstoffe sich nun auf weniger Beeren verteilen. Die Früchte, die nach diesem Arbeitsschritt am Rebstock verbleiben, zeigen sich zum Zeitpunkt der Lese extraktreicher und aromatischer.
Im Juli steht ebenso der letzte Teil unserer Bonitur, nach strengen Vorgaben an: Da die Arbeit im Weinberg absolut kein Zuckerschlecken ist – das weiß jeder, der schon einmal bei 30 Grad im Schatten am Steilhang gearbeitet hat – wird dieser Fleiß und Einsatz bei uns entsprechend belohnt und genau dafür gibt es die Bonitur! Das bedeutet, dass die Auszahlung der Trauben nicht einfach über die gelieferte Traubenmenge und den Zuckergehalt gemessen wird. Sie kann sich deutlich steigern, wenn das ganze Jahr über viele Aspekte beachtet werden.
Um das zu beurteilen, werden zwei- bis dreimal im Jahr der Zustand und die Gesundheit der Weinberge und Trauben von Kollegen bewertet, die anhand eines detaillierten, digitalen Bewertungsbogens jeden Aspekt beleuchten. Bei dem Bonitur-Termin im Juli stehen demnach besonders die fachgerechte Entblätterung der Traubenzone und die Mengenregulierung durch das Trauben teilen oder das Trauben melken (im Bericht zur Weinbergarbeit im Juni erklärt) im Vordergrund. Die mit viel Herzblut und Engagement gepflegten Weinberge werden von unseren Winzern gegenseitig kontrolliert, sodass am Ende 100 % gesundes Traubenmaterial abgeliefert werden kann. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Winzer – wir freuen uns schon auf den Jahrgang 2023!